Das Wetter war heute wirklich schlecht. Ich rief Mira an und schlug ihm vor, unser Treffen heute zu verschieben, auch wenn das Training eigentlich drinnen stattfinden sollte. Er erinnerte mich an das berühmte Sprichwort: Es gibt kein schlechtes Wetter, nur unpassende Kleidung. Und er hatte Recht … Dieses Sprichwort brachte unser Gespräch darauf, wie wichtig die Wahl des richtigen Materials für einen Triathleten ist: Neoprenanzug, Fahrrad, Schuhe – und in Miras Fall auch seine Beinprothese.
Der Neoprenanzug ist besonders wichtig. Er muss sehr bequem sitzen – wie eine zweite Haut. Ich habe mehrere Neoprenanzüge, für verschiedene Wassertemperaturen und Wettkampfreglements. Bei manchen Wettkämpfen darf man überhaupt keinen Neoprenanzug tragen. Klar, er sorgt für mehr Auftrieb, was wiederum die Geschwindigkeit, die Energieeinsparung und damit die Leistung erhöht. Bei der Wahl des Neoprenanzugs sollte man auch auf die Wettkampfdistanz achten. Bei ausreichender Wassertemperatur greift man beispielsweise eher zu einem Neoprenanzug ohne Ärmel oder mit halben Ärmeln. Bei diesem bleiben die Arme frei und ermüden nicht so schnell, er ist also eher geeignet für längere Wettkämpfe.
Das Fahrrad kann je nach Strecke ein Rennrad, ein spezielles Triathlonrad oder ein Mountainbike sein. Die Auswahl hängt zwangsläufig von der Entfernung ab. Beim kürzeren Triathlon (Sprint, Olympisch) ist nur ein Rennrad erlaubt. Da der X-terra ein Cross-Triathlon ist, kann ich mein Mountainbike benutzen.
Die Wahl der Laufschuhe ist ebenfalls sehr wichtig, aber das ist eine absolut persönliche Entscheidung und hängt wiederum von der Distanz und der Art der Strecke ab. Die härtesten Schuhe ermöglichen eine höhere Leistung, schützen aber nicht so gut, während die stärker gedämpften, komfortableren und schützenden Schuhe normalerweise eher schwer und weniger responsiv sind.
Für den Triathlon benutze ich zwei Prothesen: Für das Radfahren bevorzuge ich eine steifere, beim Laufen steige ich auf eine flexiblere um. Im Alltag und auch beim Triathlon verwende ich einen Prothesenliner, der in zwei Stärken von 6 und 3 mm von vorn nach hinten allmählich zuläuft (AP-Liner). Der Prothesenliner ist fest und trotzdem komfortabel. Außerdem verwende ich eine prothetische Kniekappe (ALPS Flex Sleeve SFX), die vorgeformt, nahtlos und flexibel ist.
Was sind Prothesenliner und Kniekappen und wofür werden sie eingesetzt?
Ein Prothesenliner ist eine Art Hülle, die über den Stumpf gezogen wird und diesen wie eine zweite Haut schützt. Er ist absolut wichtig für das Befestigungssystem der Beinprothese. Prothesenliner werden aus elastischen Materialien hergestellt und in der Regel mit einem Textil bezogen. So halten sie länger und bekommen die perfekte Passform, denn dadurch wird die Spannung der einzelnen Abschnitte des Prothesenliners kontrolliert. Eine der Hauptaufgaben des Prothesenliners besteht darin, den Komfort zu erhöhen, indem er die auf die Haut wirkenden Scherkräfte reduziert, die zu Hautirritationen, wunden Stellen und Blasenbildung führen können. Die Haut des Stumpfes gesund zu erhalten, ist für alle Menschen mit einer Beinamputation extrem wichtig, egal ob im Alltag oder beim Sport. Dadurch werden all jene Hautprobleme vermieden, die ansonsten das Tragen einer Prothese unmöglich machen können.
Die prothetische Kniekappe ist eine zylinderförmige Hülle, die die Funktion der Prothesenfederung übernimmt. Kniekappen erzeugen ein Vakuum zwischen Stumpf und Schaft, das dafür sorgt, dass die Prothese sicher befestigt ist. Wie die Prothesenliner werden auch prothetische Kniekappen aus elastischen Materialien hergestellt, die in der Regel mit einem textilen Überzug versehen sind. Kniekappen gehören zu den optionalen Prothesenbefestigungssystemen für Menschen mit einer Amputation unterhalb des Knies. Damit das entstehende Vakuum eine sichere Befestigung gewährleisten kann, genügt es, die Kniekappe über den Schaft und den Prothesenliner zu rollen.
Die wichtigsten Eigenschaften von Prothesenlinern und Kniekappen beim Sport
Für Menschen, die Sport treiben, müssen Prothesenliner und Kniekappen die folgenden Eigenschaften erfüllen:
• Sie müssen Bewegungsfreiheit garantieren und eine Leistungsverbesserung unterstützen.
• Sie müssen eine sichere Befestigung, Stabilität und Kontrolle gewährleisten. Diese Aspekte sind auch im Alltag wichtig. Beim Sport sind sie jedoch von grundlegender Bedeutung, da hier das Verletzungsrisiko höher ist und die Sportler mit ihrem Prothesenbein bis an die Belastungsgrenze gehen.
• Sie müssen den Druck und die auf die Haut wirkenden Kräfte reduzieren, die beim Sport sehr groß werden können. Entfallen der Stress und dessen unangenehme Auswirkungen auf die Haut, können Sportler konstanter trainieren und müssen nicht auf Trainingseinheiten verzichten, weil sie ihre Prothese nicht tragen können. Wenn weniger Scherkräfte auf die Haut einwirken, kann die Prothese außerdem über einen längeren Zeitraum getragen werden, zum Beispiel bei einem Wettkampf wie dem X-terra, der mehr als 5 Stunden dauern kann.